Brandschutzkonzept mit Zeitreise

26. April 2022 Mehr

Das ehrwürdige Haus am Schottentor, erbaut in den Jahren 1910–1912 für den Wiener Bankverein, wurde in den vergangenen drei Jahren umfassend revitalisiert. Der frühere Kassensaal, in dem über hundert Jahre lang Bankgeschäfte abgewickelt wurden, beherbergt nun eine exklusive Gastronomie-Zone mit Nahversorger, der einstige Tresorraum ein Fitnessstudio. Hinzu kommen flexible Büroflächen. Das Wiener Ingenieurbüro Hoyer Brandschutz hatte die Aufgabe, das historische Gebäude brandschutztechnisch zu modernisieren.

 

 

Zurück in die Errichtungsjahre

„Alles neu“ war dabei aber nicht die Devise, denn viele Bereiche des Gebäudes stehen unter Denkmalschutz. Dazu zählt neben dem Kassensaal im Hochparterre vor allem das prunkvolle Oktogon in der ehemaligen Direktionsetage. Für das Brandschutzkonzept musste der Blick zunächst in die Vergangenheit gerichtet werden. Die sprichwörtlich größte Baustelle war der Erhalt der Eisenbetonrippendecke über dem Hochparterre. Sie wurde mit einer brandschutztechnischen Einzelbewertung in aufwendiger Kleinarbeit analysiert. Dabei prüfte Projektleiterin Margit Petrak-Diop über 140 Seiten mit statischen Berechnungen aus dem Jahr 1913, verortete jeden Bauteil in den damaligen Plänen und rekonstruierte so den Feuerwiderstand der Decke Stück für Stück. „Erst dann konnten wir planen, denn nun waren wir in der Lage zu beurteilen, wo der Schutz ausreicht und wo Teile der Decke ertüchtigt werden müssen“, so Petrak-Diop.

 

 

Die Glasdecke im Oktogon steht auf der Kippe

Ein planerischer Drahtseilakt war auch die Decke des Oktogons, die mit einem denkmalgeschützten Glasfeld abschließt. „Glas kann Feuer nicht viel entgegensetzen – trotzdem musste die Decke im Brandfall neunzig Minuten Feuerwiderstand bieten“, erklärt Petrak-Diop. Nach einer Analyse der Konstruktion wurde die Decke in drei Strukturebenen – Glasfeld, Hauptträger und Sekundärträger – eingeteilt und die eigentliche Tragstruktur festgelegt. Diese wurde ertüchtigt und über der Glasdecke ein Hohlboden eingezogen, der den nötigen Feuerwiderstand für den Raumabschluss bietet. Dass sich eine genehmigungsfähige Lösung findet, war lange unklar, erinnert sich Petrak-Diop: „In Zusammenarbeit mit dem Architekten, erfahrenen und geprüften Professionisten und der Behörde haben wir wirklich alle Planungs- und Ertüchtigungsoptionen ausgeschöpft.“

 

Hoyer Brandschutz GmbH
www.hoyer-brandschutz.at

 

Fotos: Robert Tober

 

 

 

Kategorie: Haustechnik, Produktnews