Am Rand der Stadt
Wohnbau „querbeet“ / Wien / synn architekten
Eine sehr engagierte Architektur haben synn architekten mit dem Projekt „querbeet“ im sogenannten Projektgebiet „urban gardening – In der Wiesen Ost“ der Stadt Wien errichtet. Die vielen guten und richtigen Ansätze in der Baukörpergestaltung, noch zu begrünende Fassaden und soziale Ziele sind der Versuch, aus sehr strengen Rahmenbedingungen doch das Beste herauszuholen.
Diametral verschieden zum vorher beschriebenen Projekt war die Aufgabe der synn architekten auf dem sogenannten Projektgebiet „urban gardening – In der Wiesen Ost“. Sie hatten 2016 den 1. Platz in einem Bauträgerwettbewerb mit dem Österreichischen Volkswohnungswerk Gemeinnützige GmbH (ÖVW) gewonnen. Nach den Vorgaben der Auftraggeber und der Stadt Wien sollten 243 Wohneinheiten und ein Kindergarten mit sieben Gruppen auf dem Bauplatz in Wien Liesing entstehen.
Die Architektur liegt neben der Bahnlinie und beinhaltet zwei Nord/Süd gerichtete Teile. Beide sind an ihren Enden von 11-geschossigen Türmen markiert. Ein leichtes Versetzen dieser Körper schafft einen Mittelteil (die Architekten bezeichnen ihn als Spange). Hier und in einem Teilbereich des nördlichen Baukörpers befindet sich im Erdgeschoss der Kindergarten mit seinem östlich – zur Morgensonne hin – vorgelagerten Spielbereich. Im Schnitt dreigeschossig, wird der Mitteltrakt noch von zwei viergeschossigen Quadern aufgedoppelt. Diese Körper werden von den Architekten als „greenbox“ bezeichnet, auf den Fotos ist davon zwar noch wenig zu erkennen, aber die Rankgeflechte sind jedenfalls schon vorhanden. Die Pflanztröge, Erde, Samen und Know-how werden vom Bauträger kostenlos zur Verfügung gestellt und sogar Seminare zur Pflanzanleitung für die Bewohner abgehalten.
Die beiden Türme kragen jeweils in einigen Geschossen aus – der Südturm nach Süden und der Nordturm nach Osten – „als einladende Geste an die BewohnerInnen der bestehenden Wohnbauten der Putzendoplersiedlung“. Die Gliederung des Baukörpers spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Fassadenlösungen wieder. Die Wohnungen im Turm besitzen fast ausschließlich Loggien, die in der eher regelmäßigen Lochfassade eingebettet sind. Die Wohnungen in der Spange sind mit Balkonen samt hochgezogener Seitenwand zum Sichtschutz ausgeführt.
Unter der Spange ist ein ost/westgerichteter zweigeschossiger Durchgang, er überdacht mit einer Auskragung ins Freie auch einen gut nutzbaren, gedeckten Freibereich, den „Marktplatz“ mit einem gemeinschaftlich nutzbaren Pavillon. Im Erdgeschoss lassen sich durch eine mobile Trennwand die Gemeinschaftsküche und der Bewegungsraum zu einem großen Veranstaltungssaal verbinden. Zwei Stiegenhäuser, die in diesem Bereich liegen, führen bis auf die gemeinschaftlich genutzten Dachgärten im 4. und 8. Geschoss. Die zwei in den Türmen liegenden wurden als Sicherheitsstiegenhäuser ausgeführt, hier sind die Dachterrassen extensiv begrünt. Wohnungsgrundrisse gibt es im NORM- und im SMART-Format, grundsätzlich sind zwei Typen – einmal mit eingestellter Sanitärzelle und einmal „klassisch“ mit Bad an der Wand – ausgeführt. Vor allem erstere bieten ein spannendes Raumerleben und vielfältige Adaptionsmöglichkeiten – vom Loft bis zur Familienwohnung.
Der Versuch der Planer, durch eine doch eher aufgelockerte Baumassenverteilung (es wurde bewusst nicht das Maximalvolumen ausgenützt), durch Fassadenbegrünung und durch ausreichend interne und auch bauplatzübergreifende Gemeinschaftsflächen sowie einem Kindergarten einen Mehrwert zu erzielen, ist gelungen und anzuerkennen.
Wohnbau „querbeet“
Wien, Österreich
Bauherr: ÖVW Österreichisches Volkswohnungswerk Gemeinnützige GmbH
Planung: synn architekten ZT-OG
Mitarbeiter: Monika Kuch BSc (PL), DI Vera Fischer, DI Daniela Stöger, DI (FH) Nicole Mange
Statik: Mischek ZT GmbH
Grundstücksfläche: 8.790 m²
Bebaute Fläche: 3.633 m²
Nutzfläche: 17.000 m²
Planungsbeginn: 04/2016
Bauzeit: 08/2017-04/2019
Fotos: Manfred Seidl
Text: Peter Reischer
Kategorie: Projekte