Emergency Call Center – PSAC II

4. August 2017 Mehr

  PSAC II / New York / Skidmore, Owings & Merrill LLP

Die Architektur des Public Safety Answering Center II (PSAC II) besitzt eine eigenartige Faszination. Entworfen vom Büro Skidmore, Owings & Merrill (SOM) ist sie Ausdruck eines Funktionalismus, einer technischen bis fast technoiden Gesinnung, aber gleichzeitig ein Zeichen. Das Projekt resultiert aus einem 2009 begonnenen Konzept des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Michael R. Bloomberg zur Überarbeitung der Sicherheitsstrukturen der Stadt. Situiert in der Bronx, beinhaltet der Kubus die gesamte Vernetzung sämtlicher 911 Notrufsysteme und erfüllt gleichzeitig eine hohen Anspruch in Bezug auf Nachhaltigkeit.

Das Gebäude mit rund 36.000 m² Nutzfläche verbindet die Mitarbeiter der Notrufzentralen der verschiedensten Stadtbehörden und -institutionen wie Polizei, Feuerwehr, ärztlichen Notdienst. Es stellt ein Modellprojekt für eine interorganisatorische Kooperation dar. Zusätzlich wurde, als „Back-up“-Möglichkeit für die Hauptnotrufzentrale der Stadt, mit dem PSAC II ein wichtiger Schritt für eine Redundanz, eine Ausfallsicherheit im New Yorker 911-System erreicht. Mit einem 24-Stunden-Betrieb und höchsten Sicherheitsvorkehrungen werden die Möglichkeiten der Stadt verstärkt, im Fall einer größeren Natur- oder sonstigen Katastrophe zu reagieren. So stellt es einen Meilenstein in der Auslegung und Überarbeitung des Sicherheitssystemes der Stadt dar. Deshalb ist es auch durchaus verständlich, dass keinerlei Pläne und Inhalte der Architektur veröffentlicht werden dürfen. Einzig Fotos von außen und wenige Innenaufnahmen gibt es.

Das PSAC II sitzt sehr prominent auf einem ca. 41.800 m2 großen Grundstück auf der Verbindung von Bronx, Pelham Parkway und Hutchinson River Parkway. Mit dem Design des Gebäudes haben SOM die Herausforderung, ein (sogar explosions-) sicheres, funktionales Gebäude und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Kontext der Stadt zu schaffen, bewältigt. Als perfekter Kubus entworfen, besitzt der Bau nur wenige Fenster – eine Folge der strengen Sicherheitsmaßnahmen. Um dann doch die monolithische Erscheinungsform der Architektur etwas abzumildern, haben die Architekten eine dynamische, gezackte Fassade aus recyceltem Aluminium entworfen. Sie bringt Asymmetrie in die Erscheinungsform der Architektur.

Ein gepflasterter Zugang führt zu der Eingangslobby, die in einem ruhigen, eher niedrig gehaltenen Annex des Kubus situiert ist. Durch großzügig verglaste Öffnungen dringt hier reichlich Tageslicht ins Innere. Die Aufenthalts- und Arbeitsräume der Mitarbeiter sind von eher beruhigenden Gestaltungselementen, wie großflächigen Holzvertäfelungen und einer gedämpften, neutralen Farbpalette geprägt.

Der gesamte Komplex ist von einer mit wildem Gras bewachsenen Böschung umgeben. Dieser Hang dient einerseits als Barriere oder Wall, um das Objekt zu schützen, andererseits bereichert er die Ästhetik des Grundstückes. Vom Hutchinson River und Pelham Parkways aus gesehen, entzieht die Böschung die Oberflächenparkplätze der Mitarbeiter sowie die Anlieferungszone den Blicken der Öffentlichkeit. Für die Benutzer des Centers bietet sie eine gefühlsmäßige Verbindung zur Natur. Diese Landschaftsgestaltung kommt ohne Bewässerung aus und trägt damit zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele des Projektes – einer LEED® Gold Zertifizierung – bei.

SOM hat großen Wert auf eine beruhigende Umgebung für die Teams der Notrufbeantwortungszentrale, die im Inneren arbeiten, gelegt. Die Haupthalle ist von einer innovativen grünen Pflanzenwand gekennzeichnet, sie wurde von CASE (dem Forschungslabor des Architekturbüros) in Zusammenarbeit mit dem Rensselaer Polytechnic Institute entwickelt. Die Pflanzen bringen nicht nur die Natur ins Gebäude, sondern filtern Schadstoffe und Toxine aus der Luft und reduzieren damit die Gesamtenergiekosten.

 

Text: ©Peter Reischer

Fotos: SOM, © Albert Vecerka, Esto

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Kategorie: Projekte