Farbenfrohes Lernen – Arena Children´s Centre

23. Juli 2018 Mehr

Arena Children’s Centre / Victoria / CohenLeigh Architects

Für kleine Kinder kann es manchmal sehr entmutigend und angsteinflößend sein, sich das erste Mal von zu Hause weg zu bewegen, sei es in die Vorschule oder auch nur in den Kindergarten. Diese Ängste und Sorgen waren die Ausgangspunkte für den Entwurf der CohenLeigh Architects, um ein Lernzentrum für Kleinkinder in der Stadt Victoria in Australien zu entwerfen. Kleine, farbige Häuschen aus Ziegeln sollen hier den Kindern das Gefühl „zu Hause“ zu sein vermitteln.

 

Arena Childrens Centre

 

Das signifikante Bevölkerungswachstum (ca. sechs Familien ziehen pro Tag in die Gegend) macht diese neue Gemeinschaftseinrichtung notwendig. Sie ist eine von vielen, die vom Cardinia Shire Council betreut wird. Alle müssen sie leicht zugänglich und nutzerfreundlich sein, sowie den infrastrukturellen Richtlinien für ESD (Environmental Sustainable Design)* entsprechen.
Die gesamte Nutzfläche von 550 Quadratmetern ist für 66 Kinder (zwei Spielbereiche für je 33 Kinder) zugelassen. Die Außenbereiche mussten 1.080 Quadratmeter betragen, inklusive 670 Quadratmeter für Parkplätze (auch in Australien ist alles genau reglementiert). Und die ESD-Regeln, welche Energieeffizienz, Reduktion der CO2-Emissionen und Abfallvermeidung beinhalten, waren die Grundvoraussetzungen des Projektes.

 

Arena Childrens Centre

Wie eine Ansammlung kleiner, farbiger Ziegelhäuschen erscheint das Arena Children’s Centre, entworfen von den CohenLeigh Architects in einer Vorstadt von Victoria, Australien. Es entspricht den ESD-Richtlinien für Sustainable Design und bietet mit seiner Materialität und Farbigkeit die perfekte Umgebung für die Entwicklung von Kindern.

 

Das Design konzentriert sich ganz auf das Kleine, das Häusliche, auf das für die Kinder Gewohnte: Die spielerische Serie von kleinen Hausformen trägt auch zur Identitätsbildung und zur Erinnerung bei den Nutzern bei, sie zieht sich konsequent auch durch die Gestaltung der Innenräume hindurch. Der Erfolg dieser Lerneinrichtung in dem schnell wachsenden Vorort Officer in South East Melbourne wird auch durch seine Popularität bestätigt. Die Einrichtung entspricht den Anforderungen für „frühe Lernbereiche“ und ist auch ein ansprechendes Stück öffentlicher Architektur.
Die mit farbigen Ziegeln gestalteten Fassaden sind Referenzen an die Art der Zeichnungen, wie sie von Kindern im frühen Alter angefertigt werden, ebenso beziehen sie sich auf die Einfamilienhäuser in der näheren Umgebung der Vorstadt. Die Gestaltung der Innenräume konzentriert sich auf die physische und sensorische Entwicklung der Kinder, welche durch das Konzept von Farbthemen bestimmt wird. Das Ziegelmauerwerk dient durch seine taktile Materialität als weiteres Hilfsmittel zur Anleitung der Kinder.

 

Arena Childrens Centre

Ein intuitives Farbkonzept erleichtert den Kindern das Auffinden „ihres“ Bereiches.

 

Die Gebäude enthalten zwei konzessionierte Spielbereiche, Mutter-Kind-Bereiche, Waschräume, eine Küche, Räume für Personal, Mutter-Kind-Beratungsräume und Nebenräume. Die Orientierung und das Layout der Spielbereiche sind derart, dass eine starke Beziehung und Verbindung zum Außenraum sichergestellt wird. So kommt genügend Naturlicht und Frischluft ins Innere und die Möglichkeit von raumübergreifenden Innen/Außenaktivitäten ist gegeben. Der große Außenbereich bietet viele Spieloptionen, zugeschnitten auf die Kinder, die sie benutzen wollen und können.
Die Erziehung in der frühen Kindheit hat schon lange die natürliche und die gebaute Umgebung als eine positive Chance für Interaktion begriffen. Deshalb ist das Arena Children’s Centre auch ein Raum, eine Architektur, um diesen Prozess mit seiner Materialität zu unterstützen. Die Gestaltung der Fassadenformen evoziert eine Erinnerung, die den Kindern ein Leben lang im Gedächtnis bleiben kann. Die Spielbereiche im Außenraum wecken den Entdeckergeist und die Verbindung mit der realen Welt. Elemente wie Schlamm, Schmutz und Insekten gehören eben dazu.

 

Arena Childrens Centre

Die exakt definierten Außen­flächen fügen sich mit der Architektur zu einer Einheit zusammen.

 

ESD bedeutete auch bei dieser architektonischen Gestaltung tiefe Dachvorsprünge, kontrollierte Schattenwirkungen, um den Aufwand für Heizen und Kühlen zu minimieren, und eine natürliche Ventilation. In Kombination mit Solarzellen am Dach, einer Regenwassersammlung, Farben mit einem geringen Anteil an VOC (Flüchtige organische Verbindungen), energieeffiziente Beleuchtung und den Wasserverbrauch beschränkende Armaturen in den Nasszellen ist die Umweltperformance des Gebäudes ziemlich einzigartig bei einer gleichzeitigen Betonung seines Kontextes zur Natur.

 

Arena Childrens Centre

 

So stellt diese Architektur des Lernens eine Design­lösung dar, die sowohl aus großen wie auch aus kleinen Gesten besteht. Neben der optisch wirksamen Fassade gibt es im Inneren eine Menge kleiner Details und Tischlerarbeiten, die alle zusammen eine hochqualitative und inspirierende Architektur für die Gemeinschaft darstellen.

 

 

Arena Childrens Centre

 

Arena Children’s Centre
Victoria, Australien

Bauherr: Cardinia Shire Council
Planung: CohenLeigh Architects
Statik: Richard Lingard & Associates

Grundstücksfläche: 2.990 m2
Bebaute Fläche: 550 m2
Planungsbeginn: 2015
Bauzeit: 11 Monate
Fertigstellung: 02/2017
Baukosten: 1,38 Mio. Euro

 

CohenLeigh_Arena_SectionEastWest

CohenLeigh_Arena_FloorPlan

 

*) ESD (Environmental Sustainable Design) und Innenräume
Australier verbringen 90% ihrer Zeit in Innenräumen. Da die Innenraumgestaltung einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und die Gesundheit hat, legen die (unverbindlichen) ESD-Richtlinien fest, wie diese in Wohn- und Büroräumen auszusehen hat. Die Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) hat die jährlichen Kosten, die aufgrund schlechter Raumqualität (dazu gehört auch das Rauchen in Innenräumen) in Australien für die Gesundheit entstehen, mit 7,5 Mio. Euro beziffert. Die größten Risiken bestehen für Ältere, Kranke und Kinde

Fotos: ©Tom Blachford

Text:©Peter Reischer

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Kategorie: Projekte