Lebende Ader durch die Stadt – Bentway Toronto

10. Februar 2020 Mehr

Oben die Autos, unten das Leben – so kann man das Projekt der beiden in Toronto ansässigen Firmen Public Work und Greenberg Consultants mit einfachen Worten beschreiben. Unter dem erhöhten Gardiner Expressway, einer Schnellstraße liegt der „Bentway“, ein neuer Park und Fußweg mit einer Länge von 1,75 Kilometern.

 

Bentway Toronto

 

Geschützt durch die existierende Infrastruktur und von dieser getrennt durch die Betonsäulen, die die Schnellstraße tragen. Die Bezeichnung für diese Säulen ist „Bents“, so entstand der Begriff Bentway für diesen Erholungsraum in der Stadt. Die Schnellstraße, welche von ganz nieder bis zu 15 Meter Höhe über dem Ort schwebt, bietet zuverlässigen Schutz und die Bents geben jede Möglichkeit für die Befestigung von Griffen, Kabeln, Energieanschlüssen und Beleuchtung. Der momentan fertiggestellte Teil des Bentway erstreckt sich von der Strachan Avenue zur Bathurst Street über sieben verschiedene Nachbarschaften und stellt eine lebende Ader für Fußgänger und Fahrradfahrer dar.

 

Bentway Toronto

 

Die Anlage besteht aus diversen Gärten, einer Skatingbahn, Erholungsmöglichkeiten, Platz für kleine Märkte, Kunst im öffentlichen Raum, Festivals und ähnliche Events. Zusätzlich enthält der Park einen mäandernden Fußweg entlang von verschiedenen Pflanzungen, eine Stiege zur Verdoppelung der Sitzanzahl in einem Theater, eine breitere Strecke für Radfahrer, Jogger und Skater. Der Anfang liegt beim Strachan Gate – hier steigt man zuerst über die erwähnte Stiege in das Amphitheater mit 250 Sitzplätzen hinunter, Toilettenanlagen und eine Liegewiese ergänzen diese Zone. Der neue Weg erstreckt sich auch bis zum Fort York, einer historischen Sehenswürdigkeit mit Bauten aus dem Kriegsjahr 1812 (ein Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und England). In der Nähe liegt ein weites Grasland, welches über ein nachhaltiges Drainagesystem mit dem Regenabwasser der Schnellstraße bewässert wird.

Viele Punkte der Gestaltung im Park beruhen auf einem adaptiven Design, sie benutzen existierende Elemente und integrieren sie in das Konzept. Die gesamte Materialität zielt darauf ab, einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Existierende Pfeilernummerierungen – sie dienten zu Reparaturkennzeichnung – werden nun zur Orientierung und Wegführung neu interpretiert. Die Bodenbeläge sind aus Recyclingmaterial von abgerissenen Bauten. Eine 220 Meter lange Skatingstrecke kann im Sommer als Planschbecken für Kinder verwendet werden.

Der Bentway ist auch Mitglied des High Line Network, einem internationalen Netzwerk, welches vergessene Infrastrukturen wieder in die urbane Landschaft einfügen will. So wird dieses Projekt zusammen mit einer weiteren Zahl von Vorhaben Toronto in der Zukunft verändern und lebenswerte Räume schaffen.

 

Fotos: Nic Lehoux

 

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Kategorie: Projekte