50 Jahre Diskurs
Das Programm zum 50-jährigen Jubiläum der ÖGFA
Wien (OTS) – Die gebaute Umwelt geht uns alle an, und Fragen des Bauens und der Architektur brauchen eine kritische Öffentlichkeit. Diese Diagnose führte 1965 zur Gründung der Österreichischen Gesellschaft für Architektur. 50 Jahre später hat sie nichts an Dringlichkeit verloren. In ihrem großen Jubiläumsprogramm blickt die ÖGFA gleichermaßen zurück wie nach vorne.
Unter dem Motto „Fünfzig Jahre Diskurs“ greift die ÖGFA 2015 zentrale Fragestellungen aus ihrer Geschichte auf und konfrontiert sie mit gegenwärtigen Diskussionen. Dazu gehören der Umgang mit der architektonischen Moderne und die Rolle des Denkmalschutzes, aber auch die kritische Beleuchtung von Planungs- und Beteiligungsprozessen. Als Veränderungen in den letzten 50 Jahren treten besonders der Stellenwert des Konzeptes Freiraum und der Kampf um den öffentlichen Raum, aber auch die Definition von Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Einen der Höhepunkte des ÖGFA-Jubiläumsjahres wird von 16. bis 18. Oktober 2015 ein internationales Symposium zu Verantwortung und Kritik in Architektur und Stadtplanung bilden. Dabei wird das Thema in gewohnt interdisziplinärer Form reflektiert, von philosophischen Konzepten der Kritik über die Veränderung des kritischen Zeitgeistes in Architektur und Architekturausbildung seit den 1960er Jahren bis zu Ethik und Moral im heutigen Planungsgeschehen.
Als unabhängige Plattform hat sich die ÖGFA seit ihren Anfängen nicht nur der theoretischen Reflexion verschrieben, sondern sich immer wieder akut eingemischt. Legendär sind Rettungsaktionen bedrohter Baudenkmale wie des Wittgenstein-Hauses im Jahr 1970 oder des Kassasaals der Postsparkassa von Otto Wagner 1973/74. Auch heute ist die ÖGFA immer wieder mit Stellungnahmen zu aktuellen Eingriffen in die erhaltenswürdige Bausubstanz, speziell auch der Nachkriegsmoderne, sowie mit Kritik an problematischen Bauvorhaben initiativ. Eine ganz konkrete Auseinandersetzung mit 50 Jahren Baukultur bieten 2015 die Jubiläumsbauvisiten. Dafür werden aus jedem Bestandsjahrzehnt der ÖGFA signifikante Projekte ausgewählt, gemeinsam besucht und in ihrer historischen und gegenwärtigen Bedeutung diskutiert. Zusätzlich wird es weiterhin die beliebten Visiten zu aktuellen Bauprojekten geben, außerdem die Stadtdiskursvisiten, die neuralgische Orte des Umbaus in der wachsenden Stadt kritisch unter die Lupe nehmen.
Ab April 2015 wird die internationale Ausstellung „Lifting the Curtain“, die vom ÖGFA-Vorstandsmitglied Iris Meder gemeinsam mit Institutionen aus Polen, Ungarn, Tschechien und Kroatien kuratiert und mit großem Erfolg auf der Architekturbiennale Venedig 2014 gezeigt wurde, in Wien zu sehen sein. Sie zeigt grenzüberschreitende mitteleuropäische Architekturnetzwerke vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Fall des Eisernen Vorhangs mit Bezügen und Kontinuitäten bis in die Gegenwart. Damit knüpft die ÖGFA an ihre jahrzehntelange Beschäftigung mit der österreichischen Moderne im europäischen Kontext an. Von Beginn an machte sie sich um die Wiederentdeckung der vertriebenen ArchitektInnen verdient, die die österreichische Moderne prägten. So war 1965 die erste öffentliche ÖGFA-Veranstaltung die erste Ausstellung zu Josef Frank. Während des Kalten Krieges organisierte die ÖGFA jenseits parteipolitischer Vereinnahmung Exkursionen in Länder des Ostblocks und pflegte vielfältige Kontakte mit Fachleuten dieser Länder.
Gegründet wurde die ÖGFA 1965 von einem disziplinenübergreifenden Kollektiv, zu dem neben den ArchitektInnen Viktor Hufnagl, Friedrich Kurrent sowie Traude und Wolfgang Windbrechtinger auch der Kritiker Friedrich Achleitner, der Architekturhistoriker Sokratis Dimitriou, die Künstlerin Maria Biljan-Bilger und der Jurist Wolfgang Gleissner gehörten. Und auch der heutige, weiterhin ehrenamtlich arbeitende Vorstand setzt sich aus zehn Mitgliedern aus Architektur, Kunstgeschichte, Kulturtheorie und Soziologie zusammen. Die Neupositionierung des ÖGFA-Periodikums UmBau, die bereits Ende 2014 gestartet wurde, wird dieser breiten Ausrichtung jenseits akademischer Grenzziehungen Rechnung tragen. „Die Österreichische Gesellschaft für Architektur ist sich der Größe und Schwierigkeit der gestellten Aufgabe bewusst, jedoch überzeugt, dass sich in einem Lande mit überragenden Architekturleistungen in der Vergangenheit auch heute noch viele für die zukünftige Gestaltung unseres Lebens und unserer Umwelt verantwortlich fühlen“, heißt es im Gründungsmanifest der ÖGFA 1965. Genug zu tun für die nächsten 50 Jahre.
ÖGFA Vorstand 2015: Gabu Heindl (Vorsitzende), Elise Feiersinger (stellvertretende Vorsitzende), Iris Meder (Schriftführerin), Manfred Russo (Kassier), Ulrich Huhs, Michael Klein, Christina Linortner, Angelika Fitz, Gabriele Ruff, Juri Troy, Andreas Vass
Die ÖGFA freut sich, die BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. als Kooperationspartner des Jubiläumsprogramms 2015 bekannt geben zu können.
Text: APA OTS
Kategorie: News, Veranstaltungen