Earthly Pond Service Center
Verbindende Diamanten.
Earthly Pond Service Center / Qingdao / HHD_FUN
China ist ein weites Land, hat gute Architekten und viel Kultur zu zeigen. Auch in Hinblick auf Ökologie, Naturschutz und Nachhaltigkeit unternimmt das Land große Anstrengungen. Vor allem das Thema der Landschaftsarchitektur boomt. Dabei besinnt man sich auf die Jahrtausendealte Tradition der chinesischen Gartenkunst. Wie eine Gravur oder ein Relief liegt die Architektur in der Landschaft. Die Form erinnert an Diamanten, aber auch die Großzügigkeit ist spürbar. Der hier gezeigte Bau – besser die Landschaftsgestaltung – nennt sich „Earthly Pond Service Center“ und ist das Zentrum der Internationalen Gartenausstellung 2014 in Qingdao, China. Geplant und gestaltet wurde es von den HHD_FUN Architekten, einem Design- und Forschungsbüro, das sich einer „cross-over“ Kooperation, einer disziplinenübergreifenden Zusammenarbeit verschiedenster architekturaffiner Personen verschrieben hat.
Den Namen hat das „Earthly Pond“ Zentrum nach einem See in den Baiguo-Bergen , die ganz in der Nähe liegen. Als das Hauptgebäude der EXPO übernimmt es verschiedenste und vielfältige Funktionen: Es ist der verkehrsmäßige Verbindungsbau, das Zentrum der kulturellen Aktivitäten, Restaurant und Erholungslandschaft, es sorgt für Kommunikation, enthält Ausstellungen und vieles mehr.
Das in Beijing beheimatete Team benutzt Architektur, Umwelt und die menschliche Verantwortung als die drei Elemente, welche die eigene architektonische Strategie beeinflussen. Die traditionelle chinesische Gartenbaukunst wollte das Abbild eines idealen Universums konzipieren – mit künstlichen Seen, Hügeln und künstlich geformten Pflanzen. Gebäude und Bauwerke wurden als Schmuck betrachtet. Ihre Funktion ging über in eine Synergie mit der Landschaft. Beim Entwurf des Ausstellungs- und Besucherzentrums hat HHD_FUN diese Prinzipien neu interpretiert und definiert. Die fließende, ausgeprägte Form des Komplexes arbeitet mit der Topografie der Landschaft, dem Arrangement der Plätze, den unterschiedlichen Graduierungen des „Versenkens und Erhöhens“, die Verbindungswege heraus und bietet für die Besucher die verschiedensten Blickpunkte auf unterschiedlichen Ebenen an.
Beim Earthly Pond Service Center werden Wege und Rampen genutzt, um die Verzahnung mit der Natur herzustellen. Sie zeichnen den Verlauf der natürlichen Uferböschungen nach. Die Terrassierungen nutzen die Architekten um unterschiedliche bauliche Funktionen unterzubringen aber auch kleine Höfe und Gärten entstehen zu lassen. Das funktionale Zentrum an und für sich liegt in den unteren Ebenen der Gesamtanlage und bietet so eine leichte Zugänglichkeit und beruhigende Blicke auf die Wasserlandschaften. Nur in einer Luftaufnahme werden die diamantförmigen Linien und Formen und das „Rastersystem“ des Entwurfes sichtbar.
Diese Struktur wurde durch die Adaptierung und das Arbeiten mit Variationen in der Landschaft und in den Funktionen erzielt. Die höher gelegenen Ebenen haben Dachterrassen mit Aussichtsdecks und verschiedene, öffentliche Grünbereiche für die Besucher. Die Konservierung der ursprünglichen Naturlandschaft war eine der Voraussetzungen des Entwurfes, da große Mengen an Biotopen vorhanden waren. Hunderte von Bäumen wurden dazu erhalten und das daraus resultierende, geometrische und auch zeitgemäße Design lässt Architektur und Landschaft ineinanderfließen und einen zusammenhängenden, eindeutigen Grünraum für die Erbauung der Besucher entstehen.
Der abgesenkte Hof des Zentrums ist mit dem umgebenden Feuchtgebiet des Sees verbunden. Unterschiede in den Böschungen bieten vielfältige Zugangsmöglichkeiten und Blickerfahrungen auf den verschiedenen Ebenen. Die Haupträume der Architektur liegen unter dem Niveau der angrenzenden Straßen und orientieren sich zum abgesenkten Hof hin. So beherbergen sie die Besucher und richten gleichzeitig zwingend die Aufmerksamkeit auf die Hauptwasserlandschaft. Die auf den Terrassen angelegten Grünflächen dienen wiederum der Isolierung und der Nachhaltigkeit – ein Teil der verbauten Flächen wird so der Natur zurückgegeben. Ebenso integriert sich der Bau besser in die Landschaft. Die Architektur kann als eine Variante einer parametrischen Kontrolle auf einer bestimmten Ebene gesehen werden, integriert ist sie in ein geometrisches System, beide ergeben ein zusammenhängendes, räumliches System von Architektur und Umwelt.
Earthly Pond Service Center
Qingdao, China
Bauherr: International Horticultural Exposition
Planung: HHD_FUN
Statik: BDG Qingdao beiyang architectural design co., LTD
Grundstücksfläche: 23.000 m2
Bebaute Fläche: 6.539 m2
Planungsbeginn: 2012
Bauzeit: 2013 – 2014
Fertigstellung: 2014
Baukosten: 54 Mio. Euro
Text: Peter Reischer
Fotos: ©Duocai Photography, Zhenfai Wang
Kategorie: News