Was bleibt?

24. Juni 2015 Mehr

 

Architektur – Philosophie – Wissenschaft

1. Architekturschwerpunkt der Salzkammergut Festwochen Gmunden

Erstmals findet ein interdisziplinärer Architekturschwerpunkt im Rahmen der Salzkammergut Festwochen Gmunden statt:  Am 14. und 15. August treffen sich Architekten, Philosophen und Wissenschaftler in der Villa Lanna Gmunden, um  Fragen zum Thema Was bleibt? Architektur – Philosophie – Wissenschaft zu referieren und zu diskutieren. Reflexionen, Gespräche und Begegnungen: Die Veranstaltungsreihe versteht sich als neue Plattform geistiger Auseinandersetzung  im Themenfeld der Architektur: Aus den Blickwinkeln unterschiedlicher Disziplinen werden Fragestellungen zur Architektur behandelt. Auf dem Programm stehen Impulsreferate und Gespräche mit  Walter Angonese, Jan Bazant, Dietmar Eberle, Günter Kaindlstorfer,  Thomas Macho, Robert Pfaller , Elsa Prochazka, Peter Riepl, Franz Schuh, Karl-Heinz Ströhle, Christoph Wiesmayr, Anton Zeilinger, und  Stefan Zweifel. Das Symposion steht einem vielseitig interessierten Publikum offen.

 

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Zum Thema

Kurator Franz Schuh: „Der eingebürgerte Sprachgebrauch sagt einiges über das Verhältnis von Philosophie und Architektur. Anfangen kann man – gleichsam zur Grundlegung – mit dem ‚Stein der Weisen‘. Ihn gefunden zu haben, ist das Privileg einer Elite. Aber, dass es sich bei dieser Elite um Philosophen handelt, ist  zweifelhaft. Philosophen geben nämlich vor, die Weisheit nicht zu besitzen, sondern sie ‚nur‘ zu lieben. So war selbst Sokrates in dem einen Punkte der Unsterblichkeit der Seele ziemlich ratlos. Wie soll man so etwas, an das man fest glaubt, am Ende vernünftig argumentieren?

Ein Philosoph des 20. Jahrhunderts hat ein Gedankenmodell gebastelt, das den komplexen Verhältnissen der Moderne gerecht werden will. Danach seien Wissenschaftler wie ‚Schiffer, die ihr Schiff auf hoher See umbauen müssen, ohne es jemals in einem Dock zerlegen und aus besten Bestandteilen neu errichten zu können.‘  Auf hoher See hat man weder Zeit noch Raum für eine Vorbereitung; allein der schnelle Zugriff hilft in diesem Notfall weiter. Das ist jedoch eine Seefahrtsmetapher, die der Dramatisierung intellektueller Arbeit in den Wellengängen des Jahrhunderts dient. Insofern aber vom Bauen die Rede ist, vom Umbauen und vom Errichten, ist ein Motiv der Architektur mitgemeint.

Als entscheidendes Wort für das Verhältnis von Philosophie und Architektur könnte das Wort ‚Gedankengebäude‘ gelten. Gedanken, selbst philosophische, sind noch keine Philosophie. Um eine Philosophie zu bilden, muss man Gedanken miteinander verknüpfen, also eine Art Gebäude errichten, das eine evidente Ordnung hat. Es gibt so etwas wie eine Architektur auch in den philosophischen Systemen – und natürlich gibt es im Gegensatz dazu unsystematische Philosophie. Dieses unsystematische, eingebürgerte Ordnungen relativierende Denken findet auch in der Architektur Entsprechungen – siehe das berühmte ‚Steinhaus‘ am Ossiacher See. Die Sprache ist in der Philosophie schon mit einer Stadt verglichen worden: ‚Unsere Sprache‘, heißt es, ‚kann man ansehen als eine alte Stadt: Ein Gewinkel von Gässchen und Plätzen, alten und neuen Häusern, und Häusern mit Zubauten aus verschiedenen Zeiten; und dies umgeben von einer Menge neuer Vororte mit geraden und regelmäßigen Straßen und mit einförmigen Häusern.‘

Dies ist eine städtebauliche Perspektive, die der Architektur nicht fremd sein wird. Berühmt geworden ist die Wendung eines anderen Philosophen aus dem 20. Jahrhundert, dass nämlich die Sprache ‚das Haus des Seins‘ sei: ‚Die Sprache ist das Haus des Seins. In ihrer Behausung wohnt der Mensch‘.

Wie immer das auch richtig zu verstehen wäre: Es ist signifikant, dass die Sprache des Philosophen dem Sein ein Haus, eine Behausung zuschreibt. Für Häuser, in denen  Menschen wohnen, sind im ‚praktischen Leben‘ die Architekten zuständig. Der Sprachgebrauch der Philosophen zeigt, wie sehr die Philosophie als Theorie auf die Architektur Bezug nehmen will.“

 

Was: 1. Architekturschwerpunkt der Salzkammergut Festwochen Gmunden
Wann: 14. – 15. August 2015
Wo: Villa Lanna Gmunden
Idee und Konzeption: Jutta Skokan, Peter Riepl, Franz Schuh
Kartenpreis: Tageskarte € 26,-

Das Programm

Freitag, 14. August 2015
Villa Lanna Gmunden

11:00 Begrüßung Jutta Skokan und Peter Riepl
Prolog Günter Kaindlstorfer

11:30 Jan Bažant
Villa Lanna in Prague 

12:00 Gespräch Günter Kaindlstorfer und Jan Bažant

15:00 Impuls
Dietmar Eberle

200 – 100 – 50 – 20 – 10

15:30 Impuls
Stefan Zweifel

Idiorrythmische Luftstiegen
Luftstiegen und lustliegen 

16:00 Impuls
Karl-Heinz Ströhle

Kunst im öffentlichen Raum – was bleibt und was nicht 

17:30 Impuls
Anton Zeilinger

Was bleibt in der Naturwissenschaft?

18:00 Impuls
Franz Schuh

Gemeindebau.  Eine Erinnerung

Genüsse im Park

20:00 Gespräch Günter Kaindlstorfer, Dietmar Eberle, Stefan Zweifel,  Karl-Heinz Ströhle, Anton Zeilinger und Franz Schuh

 

Samstag, 15. August 2015
Villa Lanna Gmunden

15:00 Christoph Wiesmayr
Schwemmland — Subversive Stadtentwicklung von unten

15:30 Gespräch Günter Kaindlstorfer mit Christoph Wiesmayr

17:00 Impuls
Walter Angonese

Weiterdenken im Zwischenraum

17:30 Impuls
Thomas Macho

Architektur ist eine Geste. Vom Flüchtigen des Bleibenden

18:00 Impuls
Elsa Prochazka

Was bleibt, ist Zufall  

18:30 Impuls
Robert Pfaller

Vom Mäßigen zum Spacigen

Genüsse im Park

20:00 Gespräch Günter Kaindlstorfer, Walter Angonese, Thomas Macho und Elsa Prochazka

 

Informationen

Dr. Brigitte Zierhut-Bösch, Leitung Kommunikation
Salzkammergut Festwochen Gmunden
Theatergasse 7
A-4810 Gmunden
T: +43 (0) 664 432 43 82
presse10@festwochen-gmunden.at
www.festwochen-gmunden.at

 

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Kategorie: News, Veranstaltungen