Public Space³ – Michael Wallraff

24. Februar 2011 Mehr

Auf das breite Spektrum, welches Michael Wallraffs Projekte abdecken, lässt bereits sein Werdegang schließen. Er studierte Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste und Architektur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, sowie am Southern California Institute of Architecture, Los Angeles. Entsprechend seiner umfassenden Ausbildung reicht sein Schaffensbereich von Stadtplanungen über Umnutzungen, Zu- und Neubauten, Bühnenräume und Ausstellungskonzepte bis hin zu Möbeln und Objekten der Alltagskultur.

Public Space³ - Michael Wallraff

Besonders intensiv setzt er sich mit dem Thema öffentlicher Raum auseinander. Sein Projekt „Vertical Public Space“ wird vom österreichischen Programm departure gefördert, welches innovative Ideen in Verbindung mit wirtschaftlichen Konzepten und Nachhaltigkeit unterstützt.
Laut Wallraff ist der Baugrund der Zukunft in immer dichteren Städten die gebaute Stadt selbst, sprich die Gebäude. „Öffentlicher Raum wird sich parasitär im urbanen Gewebe einnisten.“
Begonnen haben seine Forschungen zum vertikalen öffentlichen Raum mit dem Wettbewerbsprojekt für eine temporäre Infobox an der Großbaustelle Hauptbahnhof Wien. Im Rahmen von diesem untersuchte er ein hoch über den großstädtischen Hauptverkehrsadern aufgeständertes Volumen, das an seiner Unterseite einen komplexen öffentlichen Raum aufspannt.
Die amorphe und dynamische Gebäudeuntersicht soll Freiraum für Sport und Musikveranstaltungen beinhalten, sowie als medial bespielbarer Stadtkörper funktionieren. An der Hängegeometrie und der irregulären Konstruktionsstruktur analysierte er zudem die geometrischen und technischen Möglichkeiten einer amorphen Netz- und Hüllstruktur.

Der Gedanke des vertikalen öffentlichen Raumes floss auch bei seinem Entwurf für das Landesberufsschulzentrum Graz, St. Peter, mit ein. Dieser ging 2007 als Siegerprojekt aus dem EU-weit offenen zweistufigen Wettbewerb hervor, dessen Realisierung 2012 bis 2014 erfolgen soll.
Der acht verschiedene Berufsschulen umfassende Schulcampus wird neu geordnet, verdichtet und durch mehrere hohe Baukörper ergänzt.
Michael Wallraffs Antwort auf diese Entwurfsaufgabe ist eine Überlagerung der gesamten Bildungseinrichtung mit einer durchgehenden urbanen Oberfläche. Diese faltet sich an den Innenseiten der neuen Bebauung in die Höhe.
Dabei entsteht eine multifunktionale Dach- und Fassadenlandschaft, die ins Vertikale gekippt eine Art Zwischenraum zwischen innen und außen, zwischen Gebäude, Stadt und Natur bildet. Die Dachflächen und Gebäuderücken werden zum dreidimensionalen urbanen Garten, der allen Bewohnern des Stadtteils zur Verfügung steht.

Neben der intensiven Beschäftigung mit dem vertikalen öffentlichen Raum, entwickelt das Architekturbüro von Michael Wallraff aber auch eine abwechslungsreiche Vielzahl anderer Projekte und konnte einige Wettbewerbe für sich entscheiden. Einen jüngeren Wettbewerbserfolg verzeichnete er mit seinem Entwurf für das Stadtmuseum Kassel, welcher aus 306 Einreichungen für die 2. Runde der 2. Stufe ausgewählt wurde.
Das vor 30 Jahren gegründete Museumsoll erweitert und umgestaltet werden, wobei die Randbedingungen für eine spannende Vermittlung stadtgeschichtlicher, kultureller und gesellschaftlicher Inhalte geschaffen werden sollen.

Als weithin sichtbares Zeichen spannt sich das Hauptvolumen des Entwurfes von Michael Wallraff als röhrenförmiges Gefäß über den Altbestand. Es nimmt die Proportionen von diesem räumlich versetzt auf und schwächt damit weder die historische Fassade noch den Gesamtcharakter des Hauses.
Den Schwenk nach rechts, den die Besucher vom Eingang aus zu den öffentlichen Bereichen hin überwinden müssen, überbrückt der Architekt mit einem schraubenartig gedrehten Treppenbau, welcher sich im entkernten Eckresalit befindet und dort in ein Café und eine Aussichtsplattform mündet.
Diese gibt, ebenso wie die schräg aufgeschnittene und großflächig verglaste Ecke des Baukörpers, den Blick auf die Innenstadt frei. Das Tageslicht kann über dieses Eck durch das luftige Treppenhaus bis ins Untergeschoß strömen.

Michael Wallraff arbeitet seit 1997 selbstständig in Wien, München und Los Angeles. 2004 gründete er sein Architekturbüro in Wien und steht
jetzt wohl erst am Anfang seiner Karriere, weshalb man wahrscheinlich noch auf viele weitere spannende Projekte und Forschungsarbeiten gespannt sein darf.

MICHAEL WALLRAFF
• Bühnenbild-Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien
• Studium der Architektur an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien
• Studium am Southern California Institute of Architecture, Los Angeles
• Seit 1997 selbstständig in Wien, München und Los Angeles
• 1998 Erhalt des Schütte-Lihotzky-Stipendiums
• 1999 Erhalt des Schindler-Stipendiums
• 2004 Gründung des Architekturbüros in Wien
• 2009 Förderung durch das departure-Programm der Stadt Wien

www.wallraff.at

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