Urwald in Berlin – Tropenhalle
Berlin „sammelt“ seit 2000 die Gärten der Welt. Die mittlerweile auf zehn stattliche Exemplare angewachsene Sammlung bildet das Herzstück der Internationalen Gartenausstellung IGA Berlin 2017. Auch die Insel Bali ist hier vertreten – hinter den Häusern schließt dort üblicherweise unmittelbar der Urwald an. Genau diese Situation wurde 2003 mit einer kleinen Wohnanlage in der Tropenhalle aus den 1990er Jahren nachempfunden.
Der Erfolg war so durchschlagend, dass die zunächst nur rund 500 m² große Halle für das wuchernde Grün zu klein wurde. In Vorbereitung der IGA entstand darum nach Plänen von Haas Architekten BDA, Berlin, eine mit 1.200 m² nicht nur größere, sondern vor allem mit 15 m auch deutlich höhere neue und komplett verglaste Tropenhalle für den balinesischen Garten.
Um die bereits erzielten Wachstumserfolge des balinesischen Urwalds in Berlin nicht zu gefährden, wurde die Erweiterung als Haus-in-Haus-Bauweise um das ursprüngliche Bauwerk herum errichtet. Die Pflanzen waren dadurch stets geschützt und mussten nicht umgesetzt werden. Der Neubau besteht aus einem 50 m langen Stahltragwerk, das mit nur einer Reihe Mittelstützen 40 m Breite überspannt und die Glasfassade als Sekundärkonstruktion trägt. Als Schutz gegen das Beschlagen der Scheiben griffen die Architekten auf eine bereits 2009 im eigenen Büro entwickelte Idee zurück: In sämtlichen tragenden Stahlprofilen zirkuliert 40°C warmes Wasser, das als Fassadenheizung Wärme in den Innenraum abstrahlt und zugleich die Glasinnenseite auch bei niedrigen Außentemperaturen von Kondenswasser frei hält.
Mit der Erweiterung sollten der Heizwärmebedarf des konstant auf 28°C zu temperierenden Kernbereichs reduziert und zugleich die Lichtbedingungen für die Pflanzen optimiert werden. Dies gelang mit einer ca. 2.600 m² großen vertikalen Isolierverglasung aus Einscheibensicherheitsglas mit Low-E Beschichtung. Im Dachbereich, der aufgrund der baurechtlichen Bestimmungen für den Überkopfbereich aus Verbundsicherheitsglas (VSG) bestehen musste, kam auf rund 1.700 m² eine Isolierverglasung, bestehend aus Weißglas in Kombination mit einem speziellen Verbundsicherheitsglas zum Einsatz.
Die Innovation stellt sicher, dass die hohe Licht- und speziell UV-Transmission den Pflanzen jederzeit in vollem Umfang zur Verfügung steht. Nach Vollendung der erweiterten Tropenhalle und dem Rückbau der alten Konstruktion haben die Baumfarne und die auf vielen indonesischen Inseln als heilig geltenden Tempel- oder Pagodenbäume (Frangipani) jetzt ideale Bedingungen, um auch den neu hinzugekommenen Freiraum zu erobern. Die Besucher werden das in den kommenden Jahren beobachten können, denn die Sammlung der Gärten der Welt bleibt auch nach Abschluss der IGA Berlin 2017 geöffnet.
Fotos: ©SCHOLLGLAS / A.Moshiri
Kategorie: Magazin