Kindergarten Wels – SWAP Architekten + DELTA Projektconsult
Der Kindergarten in der Robert-Koch-Straße in Wels liegt in einem relativ großen Grundstück mit der Eingangsfront zur Straße hin orientiert. Hohe Hecken umgeben an den Straßenseiten das Areal und bieten so Schutz vor Lärm und Einblicken. Der Bau geht aus einem 2009 von den SWAP Architekten gemeinsam mit DELTA Projektconsult gewonnenen, geladenen Wettbewerb hervor.
Die Aufgabenstellung, einen Kindergarten, der pädagogisch auf dem neusten Stand ist, in Passivenergiebauweise zu errichte, spiegelt sich in dem kompakten Baukörper wider. Ein kubischer Körper, dessen Außenseite nur von den ‚Nestern’ und den im Obergeschoss vorhandenen Terrassen und Stegen mit den Gartenabgängen durchbrochen wird. Diese Vogelnester hängen sowohl im Erd- wie auch im Obergeschoss wie kleine Kuben an der Fassade des Kindergartens. Die mit großzügigen Glasflächen versehenen Ausbuchtungen sind während der Betriebszeiten des Kindergartens immer stark frequentiert, denn hier ist auch an Regentagen ein ungestörter Bezug zur Natur möglich.
Durch die klare Strukturierung des Grundrisses erreicht das Projekt ein hohes Maß an Übersichtlichkeit. Die großzügige Eingangshalle empfängt mit einem durch das ganze Gebäude reichenden Durchblick in den dahinterliegenden Garten. Links ist die Verwaltung und rechts die Krabbelstube situiert, in die Kleinstkinder bequem mit den Kinderwägen gebracht werden können. In Bodenhöhe befindliche Verglasungen ermöglichen zudem den Blickkontakt vom Wartebereich in die Krabbelstube hinein.
Insgesamt umfasst das Gebäude sechs Gruppenräume. Sie sind in ihren Kernzonen – Umkleide, Garderoben, Waschräume und Toiletten – in jeweils unterschiedlichen fröhlich bunten Farben gehalten. Das ermöglicht den Kindern eine schnelle Orientierung und eine positive Identifikation. Durch die seriell gegenüberliegende Anordnung der Gruppenräume bietet sich die Möglichkeit, mehrere Einzelräume zusammenzuschließen, um so größere Bewegungsräume für die Kinder zu schaffen.
Im Erdgeschoß sind zwei der sechs Gruppenräume und eben die Krabbelstube neben dem Eingang situiert. Im Obergeschoß befinden sich die restlichen vier Gruppen mit den jeweils dazugehörigen Nebenräumen.
Der Hauptraum jeder Gruppe basiert auf einem rechteckigen Grundriss, der mit modularen Erweiterungen frei wählbare, individuelle Möblierungsangebote schaffen kann. Die Nester – die auch Höhlen sein können – und die Emporen ragen als Erkerelemente aus der Fassade hinaus in den Garten und ermöglichen neue Blickwinkel in die Außenwelt. Beide sind in einem kindgerechten Maßstab errichtet und die eindeutigen Lieblingsbereiche der Kinder. Die Terrassen liegen jeweils direkt vor dem Gruppenraum und schaffen eine großzügige Beziehung zum Freiraum. Die Erreichbarkeit des Gartens erfolgt aus Hygienegründen immer über die Garderoben, im Obergeschoß werden je zwei Ausgänge über einen Steg zusammengefasst und nach unten geführt.
Die Aula ist der zentrale Gemeinschaftsraum des Kindergartens. Sie kann im Erdgeschoß über den Speisesaal und im Obergeschoss durch Einbeziehung des Gymnastikraums, komplett durch das ganze Gebäude – und somit mit direktem Gartenbezug – bespielt werden. Zur Aula hin orientiert sich auch die im Erdgeschoss zur Sitztreppe verbreiterte Hauptstiege. Gezielt angeordnete Lufträume und Öffnungen in der Geschossdecke ermöglichen es, sowohl von unten als auch von oben die räumlichen Beziehungen und Anordnungen zu erfassen und zu überblicken. Auch die Kinderbibliothek im Obergeschoss ist ein offener Bereich und bietet einen weiteren Kommunikationspunkt in dieser Ebene.
Der zwischen zwei Gruppen eingebettete Gymnastikraum ist durch eine Riesenglasfront mit dem Allgemeinbereich verbunden und ermöglicht es so den Kindern, wie in einem Theater ihre Übungen vorzuführen. Die farbliche wie auch architektonisch räumliche Gestaltung schafft immer neue interessante Blickrichtungen und -kontakte.
Einen besonderes Augenmerk verdient auch die Gestaltung des Grünbereiches, der überlegt und mit Sensibilität vorgenommen wurde. Große, alte Bäume wurden erhalten und bilden Bereiche für die verschiedenen Spielbedürfnisse der Kinder. Im hinteren Bereich des Grundstückes ist ein kleiner Berg aufgeschüttet worden. Im Winter dient er zum Herunterrutschen und in Sommer ermöglicht er spielerisch eine räumliche Differenzierung durch die Unterbrechung des Sichtkontaktes in der Ebene der Kinderaugen.
Kindergarten
Wels, Oberösterreich
Bauherr: Magistrat der Stadt Wels
Planung: SWAP Architekten ZT GmbH, DELTA Projektconsult GmbH
Mitarbeiter: Fröhlich, Unterhohenwarter, Zotter, Öhlschuster, Ketter, Panhoelzl
Statik: DI Franz Raffelsberger
Grundstücksfläche: 4.790 m2
Bebaute Fläche: 830 m2
Nutzfläche: 1.592 m2
Planungsbeginn: Jänner 2009
Bauzeit: 9 Monate
Fertigstellung: August 2010
Baukosten: ca. 3 Mio. Euro
Das könnte Sie auch interessieren
Kategorie: Projekte