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Schlaglochkunst
im öffentlichen Raum
Im Winter beginnen sie, im Frühjahr sind sie da, auf allen Straßen sind sie zu finden.
Autofahrer hassen sie, Kinder stapfen mit Begeisterung in ihre Pfützen – die Schlaglöcher.
Was des einen Freud und des anderen Leid, ist für den Künstler Jim Bachor
zu einer Aufgabe geworden. Er repariert Schlaglöcher, aber nicht mit Asphalt oder
simplem Beton, sondern mit kunstvoll designten Mosaiken aus Glas oder Fliesen.
Inspiriert hat ihn ein Ferialjob bei archäologischen
Ausgrabungen in Pompeji, Italien. Er sah, dass die
Oberflächen nach 2.000 Jahren noch denselben
Glanz und die gleiche Farbigkeit hatten, wie zur Zeit
ihrer Entstehung. Da bekam seine schon lange währende
Faszination für Archäologie plötzlich einen
neuen Sinn.
Vor ca. drei Jahren begann er dann, die oft schadhaften
Straßen seiner Heimatstadt Chicago zu verschönern.
Und zwar, indem er Schlaglöcher mit einer
Mischung aus Beton und fröhlichen Mosaiken aus
Glas und Marmor sowie Fliesen füllte. Zuerst wollte
er Seriennummern in den Mosaiken darstellen, in Anspielung
auf die ungeheure Menge der Schadstellen
in den Straßen. Telefonnummern von nahe gelegenen
Autoreparaturwerkstätten waren der nächste
Gedanke. Dann Blumen als eleganter Gegensatz zu
der Universalität der scheußlichen Löcher. Schließlich
wurde (passend zur Jahreszeit) die erste Serie
von klassischen Eiscremetüten daraus.
Fotos: Mark Battrell Photography